Unter normalen Umständen können wir im Homeoffice effektiver arbeiten als im Büro, da wir uns die Arbeitswege sparen, die Arbeitszeiten flexibler bestimmen können und auch weniger durch Lärm oder Kollegen abgelenkt sind.
Sind wir aber gezwungen zu Hause zu arbeiten, ist diese neue Situation für uns sehr ungewohnt. Auf der einen Seite verlieren wir unsere Autonomie, arbeiten Nachts oder am Wochenende, machen kaum Pausen, meist fehlt eine Arbeitsstruktur, die technische Ausstattung und Anbindung von Seiten des Arbeitgebers, werden vielleicht zu Hause von den Kindern gestört oder vereinsamen immer mehr. Zudem kommen Zukunfts- und Existenzängste auf, Verlust von zukünftigen Dingen (Sommerurlaub, Großveranstaltungen). Kein Tag ist wie der andere, ständig sind wir mit Veränderungen konfrontiert. Die Alltagsroutine fehlt.
Welche psychischen Folgen können eintreten?
- Unzufriedenheit
- Anspannung und Nervosität
- Aggression
- Schlafstörungen
- Ängste
- Sorgen
- Hilflosigkeit
- Desorientierung
- Kontrollverlustängste
- Unsicherheitsgefühle
- Erschöpfung
- Antriebslosigkeit
- Zwangshandlungen und -Gedanken
Corona wirkt auf uns wie ein Trauma. Wir konnten uns auf diese Situation kaum angemessen einstellen, wir befinden uns in einer andauernden Krise, was für viele eine starke Belastung darstellt, ähnlich einer Naturkatastrophe. Das bedeutet purer Stress. Zeitverzögert treten dann Stresssymptome auf, die oben beschrieben sind. Diese machen sich meist nur langsam bemerkbar und können stetig zunehmen. Stress ist ein Grundbaustein für das Entstehen von psychischen Störungen.
Risikofaktoren verstärken psychische Belastungen
Verfügen wir über gute Ressourcen, auch Schutzfaktoren genannt, dann kommen wir meist sehr gut durch eine Krise und können diese schnell überwinden. Dazu gehören unter anderem, ein gutes persönliches Netzwerk, soziale Kompetenzen, eine hohe persönliche Frustrationstoleranz, ein gutes Zeitmanagement, finanzielle Ressourcen, physische und psychische Gesundheit und eine ausgewogene gesunde Ernährung. Andere sprechen auch allgemein von Resillienz, wenn es um Persönlichkeitseigenschaften geht.
Im Gegensatz dazu verstärken Risikofaktoren die psychischen Belastungen. Diese Risikofaktoren sind individuell unterschiedlich. Mangelnde soziale Kontakte, geringe Resillienz, gesundheitliche Probleme, ungesunde Ernährung, sind einige dieser Risikofaktoren.
Psychologische Tipps zum Homeoffice
Wichtiger denn je sind die Ruhe- und Erholungsphasen. Legen Sie Pausen ein, strukturieren Sie Ihren Tag. Planen Sie ihn von Morgens bis Abends. Schaffen Sie sich private Räume, in denen Sie nicht gestört werden. Halten Sie Ihre sozialen Kontakte durch Videochat oder Telefonate aufrecht. Sprechen Sie mit Ihren Kollegen und Arbeitgeber, was diese von Ihnen erwarten. Um konzentrierter zu arbeiten können Sie die Pomodoro-Technik anwenden: Zuerst notieren Sie sich was erledigt werden muss, dann den Timer auf 25 Minuten stellen. Dann alles abarbeiten und abhaken. Nach den 25 Minuten gibt es eine 5 Minuten Pause. Diese Schritte wiederholen Sie dann noch 3 Mal, wo sich dann eine halbe Stunde Pause anschließt. Dann beginnt der Ablauf von Vorn. Sollten Sie aber unter Schlafstörungen oder Antriebslosigkeit, Überforderung leiden, dann wäre ein Coaching oder eine Psychotherapie sinnvoll.
Weitere interessante Aspekte, die ich der Neuen Osnabrücker Zeitung am 30.04.20 verriet, finden Sie in folgendem Artikel, geschrieben von Kim Patrick von Harling: